Botschafter der Künste

Sie sind vielschichtig: gesägt, gezeichnet, gepixelt, gedruckt, zum Teil mit Acrylfarbe, Eisenrost und Schlagmetall weiterbearbeitet, neuerdings auch bestickt. In facettenreicher Vielfalt der künstlerischen Techniken entstehen aus Aktion und Reaktion gemeinschaftliche Arbeiten des Bildhauers Guntram Prochaska und der Computerkünstlerin Christina von Puttkamer. Es sind Kunstwerke, die die individuellen Handschriften ihrer Schöpfer deutlich wiedergeben und dennoch als hoffnungsvolle Zeichen des Guten ein gemeinsames Ziel haben.

Guntram Prochaskas Figuren bilden zunächst die Wurzel, den Ausgangspunkt. Ganz im Sinne der LandArt haucht er mit der Motorsäge geschlagenen, entwurzelten Bäumen wieder neues Leben ein. In einer spontanen, intensiven Auseinandersetzung zwischen dem Künstler und seinem Material, oftmals auch eingebettet in eine Performance aus Musik, Gesang und einem emotionalen Schaffensprozess, entstehen stark reduzierte, archaische Gestalten: Engel, Totems, Schutzpatrone, die in ihren Betrachtern positive, ganz persönliche Assoziationen wecken und in sich doch die Geschichten ihrer Besitzer, ihrer Aufstellungsplätze tragen. Diese erdverbundenen und dennoch globalen „Guten Geister“ finden sich bereits in vielen Ländern, auf allen Kontinenten, die der Künstler auf den Spuren der kulturellen Vielfalt schon bereiste.

Im gemeinsamen Projekt löst Christina von Puttkamer aus vorhandenen Fotografien die Holzobjekte des Künstlerkollegen aus ihrem ursprünglichen Kontext. Schon das Herauslösen bildet einen ersten Kontakt, eine erste Idee zu eigenen „verwandten“ Kompositionen. Die Figuren erhalten einen neuen Rahmen, eine Farbigkeit und damit eine neue inhaltliche Ebene. Die Vermengung beider Positionen, das Verschieben der Wirklichkeiten lässt eine eigenständige graphische Komposition entstehen. Durch den regen Austausch während des Gestaltungsprozesses entwickelt sich so ein Gesamtprojekt, das neben dem Abbild der Plastik, der grafischen Bearbeitung, einer erstmaligen farblichen Inhaltlichkeit, zusätzlich malerische oder zeichnerische Spuren Prochaskas enthalten kann. So erwachen weitere „Gute Geister“ in unberührten, zunächst virtuellen Räumen, die ihren Platz zur sinnlichen, emotionalen Entfaltung überall auf der Welt suchen.

Einzelne Pixel, als rudimentäre Form der medialen, grafischen Kunst und archaische Gestalten als plastische Urform bilden gemeinsam neue, moderne Botschafter des Guten, die wie ein Brückenschlag zwischen den Kulturen aller Kontinente vermitteln.

Simone Maria Dietz M.A.